Teslin River Tour
Im Jahre 1999 war es wieder soweit. Das Yukonfieber hatte einen schon 1996 gepackt. Stefan und ich hatten diesmal vor den Teslin River zu befahren und in Dawson City das DCMF (Dawson City Musical Festival) zu besuchen. Diese Tour wollten wir im Gegensatz zu der Tour 1996 nur zu zweit durchführen. Wir hatten uns wieder den gleichen Kanuverleiher ausgesucht, wie für die Big Salmon Tour. Nach der Ankunft in Whitehorse ging es gleich zum ersten Bier und die Vorfreude auf das kommende Abenteuer stieg. Der nächste Tag begann mit Sonne und wir kauften Lebensmittel und einige Ausrüstungsgegenstände ein. Gegen Mittag wurden wir dann zu unserem Startpunkt bei Johnson´s Crossing gefahren. Das Wetter wurde während der Fahrt leider schlechter. Regen kannten wir ja schon von 96. Als wir den Teslin zum ersten mal sahen blies ein heftiger Wind. Der Fluss war voller Schaumkronen und die trieben alle nach rechts. Wir glaubten zuerst in diese Richtung müssten wir auch fahren und freuten uns, dass wir mit Rückenwind nicht viel paddeln müssten. Doch unser Fahrer klärte uns auf, dass wir in die andere Richtung zu fahren hätten. Gegenwind also. Der Teslin hatte dieses Jahr extrem viel Wasser, da die Schneeschmelze erst spät eingesetzt hatte. Hier schlugen wir auch unser Zelt für die erste Nacht auf. Man schläft direkt unter der Brücke und hört die ganze Zeit den Verkehr.
Aufgeweckt wurden wir durch unsere Freunde von der ersten Tour. Die Moskitos waren alle zu unserer Begrüssung gekommen. Ein freudiges Wiedersehen. Dieses Jahr gab es leider noch mehr von ihnen als 96. Zumindest schien die Sonne und der Wind hatte nachgelassen. Ein anständiges Frühstück, die Sachen gepackt, Boote beladen und dann ging es los. Einfach ein tolles Gefühl wieder in einem Kanu zu sitzen. Durch das Hochwasser des Teslin war von einer Strömung nichts zu merken. Wir glaubten fast auf einer Seenplatte zu paddeln. Gegen Abend fanden wir eine schöne Insel für die erste Nacht auf der Tour. Das Anlegen war nicht ganz einfach, da durch den Wasserstand das Ufer ziemlich matschig war
Unser Zeltlager auf der ersten Insel war schön und auch hier trafen wir wieder andere Kanuten. Zwei deutsche Mädchen, die den Teslin bis Carmacks befahren wollten, dann schnell nach Dawson, von dort zurück nach Skagway um den Chilkoot zu wandern und eventuell noch die Inside Passage machen. Für diese Tour hatten sie sich sechs Wochen als Zeit gegeben.
Stefan und ich sahen uns nur an und schüttelten mit dem Kopf. Das war ein Programm für vier Urlaube in Kanada. So wollten wir unsere Tour jedenfalls nicht durchziehen. Wir waren ja nicht auf der Flucht. Der Teslin floss weiter sehr träge vor sich hin. Irgendwelche Stellen die in unserer Flusskarte als Abwechslung eingetragen waren bekamen wir gar nicht mit.
Nach zwei Paddeltagen wurde der Teslin etwas schmäler und zeigte sich jetzt auch als Fluss. Wir suchten uns immer eine schöne Stelle zum Campen aus und als erstes wurde wie immer das Zelt aufgebaut und Feuerholz gesammelt. An diesem Tag hatten wir auch Angelglück. Vier Fische in nur 20 Minuten. Das hatten wir noch nie erlebt. Somit war der Abend auch gekrönt durch gegrillten Fisch.
Es waren sehr ruhige Paddeltage auf dem Teslin. Im Gegensatz zu unserer Big Salmon Tour konnten wir hier alles ruhig angehen lassen. Wir sahen auf diesem Streckenabschnitt mehrere Adler und zwei Bären. Leider waren sie nicht nah genug am Ufer um sie besser sehen zu können. Aber besser so als zu nah. Nach sechs Tagen kamen wir zur Einmündung in den Yukon. Gleich nach der Einmündung liegt die Insel Hootalinqua. Dort wollten wir unser Zelt aufschlagen.
In Hootalinqua hatten wir auch mit unser lustigstes Erlebnis. Kaum hatten wir angelegt und alles aufgebaut, wollten wir uns waschen. Wir waren noch nicht richtig im Fluss als um die Kurve sechs Kanus voll mit Mädchen fuhren. Also wieder raus und angezogen. Die Mädchen und ihre Betreuerinnen wollten hier nur eine kurze Rast machen. Schön. Kaum waren sie wieder weg wollten wir uns nun waschen. Doch oh Schreck da kamen die nächsten sechs Boote mit Mädchen um die Kurve. Auch diese Gruppe legte hier an um Rast zu machen und etwas zu essen. Na schön warteten wir halt noch. Nachdem auch diese Gruppe weg war warteten wir was passieren würde. Na was wohl?
Richtig, die nächste Gruppe kam um die Ecke. Nun fragten wir wie viele Boote noch kommen würden. Zu unserer Beruhigung sagte die Leiterin nur noch eine Gruppe. Die vierte Gruppe kam auch, aber zu unserer Verwunderung bauten sie ihre Zelte auf. Sie wollten hier mit übernachten. Nun war es uns egal. Wir badeten und die Mädchen bauten derweil ihre Zelte auf. Danach gingen auch sie ins Wasser und zu unserem Schauspiel begannen sie sich auch noch die Beine zu rasieren. als ob der Bär dafür ein Auge hätte. Es wurde auf jeden Fall ein lustiger Abend am Fluss, obwohl hier mehr Boote unterwegs waren wie auf dem Bodensee.
Am nächsten Tag besichtigten wir das alte Schiff auf der Insel. Es ist die Evelyn Norcom. Das Schiff wurde zur Überwinterung hier raufgezogen und seitdem liegt es da. Gegen Nachmittag verliess uns unsere Mädchengruppe und wir entschlossen uns noch eine Nacht hier zu bleiben. Ansonsten würden wir immer wieder auf diese Gruppe treffen. Wir dösten in der Sonne und das Bier schmeckte uns auch.
Auf dem Yukon in Richtung Big Salmon Village. Nachdem wir gewartet hatten bis alle Boote weit vor uns waren fuhren wir weiter. Diese Armada war schon heftig. Herrliche Sonnentage waren nun unser ständiger Begleiter.
Wir hielten an der Einmündung des Big Salmon in den Yukon bei Big Salmon Village an. Dort besichtigten wir die Hütten und machten eine Rast. Putzige Erdhörnchen kamen aus ihren Löchern aber sobald man einen Schritt auf sie ging verschwanden sie wieder.
Nach unserer Ankunft in Carmacks gingen wir erst einmal ins Schwimmbad um uns zu duschen. So eine heisse Dusche tut doch ganz gut. Wir schauten auch noch bei der RCMP vorbei, in der Hoffnung Ken zu sehen. (siehe Tour 1996) Als wir klopften öffnete uns eine Person in Uniform und wir fragten nach Ken. Zu unserer grossen Überraschung war Ken sogar noch hier. Er erkannte uns wieder und die Freude war gross. Es gab natürlich gleich ein Six-Pack zur Begrüssung. Ken sagte uns auch, dass dies heute sein letzter Arbeitstag hier in Carmacks sei und er auf einen anderen Posten gehe. Das war natürlich Glück für uns. Leider gab es nicht mehr die gute Kneipe von 1996. Das machte uns aber nicht so viel aus. Wir fanden eine neue im einzigen Hotel von Carmacks. Dort lernten wir nette Leute kennen und feierten bis in den frühen Morgen. Wir vervollständigten hier wieder unsere Lebensmittel.
Da wir in Carmacks erst sehr spät wegfuhren, legten wir vor den Five Finger Rapids unser Nachtlager an. Wir wussten nicht, wie die Durchfahrt bei Hochwasser sein würde. Dafür brauchten wir einen klaren Kopf und den hatten wir noch nicht so ganz.
Heute war wieder der aufregendste Moment der Tour gekommen. Die Durchfahrt der Five Finger Rapids lag an. Ich wollte so lange wie möglich fotografieren. Als die Felsblöcke hinter der Kurve erschienen liessen wir uns treiben. Erst kurz davor begannen wir zu paddeln, damit wir genau in der Hauptströmung fuhren. Durch das viele Wasser im Yukon schaukelte es noch mehr als bei unserer ersten Durchfahrt 96.
Ich fotografierte so lange ich konnte und half dann beim Steuern mit. Die Durchfahrt war nicht ganz so schlimm wie erwartet. Wie bei unserer ersten Tour bekamen wir eine anständige Ladung Wasser ins Boot. Aber wir waren heil durch. Die Ring Rapids waren kein Problem, da wir wussten wo wir zu fahren hatten.
Die weiteren Tage auf dem Fluss waren geprägt von Entspannung und purer Lust an der Natur. Abends versuchten wir zwar noch zu fischen, doch leider hatten wir hier kein Angelglück mehr. Dafür gab es andere köstliche Sachen. Das Kochen am Feuer ist mit das schönste auf so einer Tour.
Auch wenn es nicht immer so ausschaut, hier hatten wir Bratkartoffeln mit Bannock und Salami.
Wir hielten wieder bei Fort Selkirk an und besichtigten die Häuser. Auch Dan mit seinem Gästebuch war da und so trugen wir uns wieder ein. Drei Tage später erreichten wir den White River und kurze Zeit später auch den Stewart River. Stewart Island lag vor uns und man sah wie viel der Fluss seit 96 schon von der Insel abgetragen hatte. Das eine Haus war schon fast im Wasser.
Der letzte Abschnitt nach Carmacks war kein Problem mehr. Der Fluss hatte eine gute Geschwindigkeit und wir kamen in Dawson City am frühen Nachmittag an. Der Klondike brachte sauberes Wasser in den Yukon. Wir hatten vor schnell unser Boot auszuladen und uns eine Unterkunft zu suchen. Das wurde aber nicht einfach, da durch das Music Festival fast alles ausgebucht war. Eine weitere schöne Tour war zu Ende gegangen.
Blick auf Dawson City. Von links kommt der Klondike und von oben der Yukon.
Jack Londons Hütte, mit einigen originalen Baumstämmen.
Im Spielcasino von Diamond Tooth Gerties mit dem hilflosen Versuch die Urlaubskasse wieder aufzubessern.
Ausflug nach Eagle in Alaska.
Packen für die Heimreise, mit das stressigste am Urlaub.
Anmerkung zu unserer Tour:
Der Teslin ist als Fluss mit der einfachste im Yukon. Es sind keine Schwierigkeiten wie Steine im Wasser oder schmale Canyons vorhanden. Als Zeitansatz benötigt man etwa 7 - 8 Tage nach Carmacks und etwa 15 Tage bis Dawson. Es gibt unterwegs immer wieder schöne Stellen zum Übernachten.